Roys Peak

Irgendwie scheinen die Abenteurer in uns aufgeweckt worden zu sein. Kaum ist das Projekt „Zelten am Mount Cook“ beendet, planen wir das Nächste : Roys Peak.

 

Die anstrengende Wanderung auf den Berggipfel über Wanaka stand schon vor 2 Jahren auf meinem Zettel, konnte damals aber nicht verwirklicht werden. Jetzt soll es so weit sein.

 

Ursprünglich war der Gedanke, das Zelt mit zu nehmen und oben zu übernachten. Nach unserer Erfahrung mit dem schweren Rucksack im Hooker Valley, nehmen wir davon aber wieder etwas Abstand. Die Wanderung zum Roys Peak ist bedeutend anstrengender, da stetig bergauf, und zudem auch länger. So wirklich vorstellen können wir uns das nicht, mit dem ganzen Gepäck die Serpentinen hoch kraxeln ? Andererseits, wäre es nicht ein ganz besonderes Erlebnis, dort oben, mit dieser Granatenaussicht, den Sonnenuntergang und den Sternenhimmel zu sehen ? Ok, aber was machen wir mit dem Auto ?

 

Mehrere Tage diskutieren wir hin und her, für und wider. Unternehmen zur Probe eine Wanderung auf die Hügel über dem Diamond Lake. Warten den besten Tag ab. Und beschließen dann : die Tour wird als Tagesausflug gemacht, das Zelt bleibt zu Hause. Wir können uns einfach nicht vorstellen, mit 15 kg oder mehr die – laut Erfahrungsberichten Anderer – 3-4 Stunden nach oben zu laufen.

 

Das Wetter ist perfekt, die Sonne scheint, der Himmel ist blau – wir machen uns auf die Socken. Und stellen schnell fest, dass wir bei weitem nicht die Einzigen sind, die heute auf die Idee „Wanderung auf den Roys Peak“ gekommen sind. Der Parkplatz quillt schon über, wir finden gerade noch so eine Lücke am Ende. Der Rucksack wird über die Schulter geworfen und es geht los. Am Startpunkt blicken wir nach oben. Wow, der Weg scheint kein Ende zu nehmen – da hoch wollen wir ?! Ja, wollen wir…also stapfen wir los.

 

Schon nach wenigen Metern beginnt die Steigung, das kann ja heiter werden. 3 oder 4 Stunden in dem Stil ?! Wer macht denn sowas…

 

Nach den ersten Serpentinen trennen wir uns. Ich ziehe die steilen „Abkürzungen“ zwischen den Serpentinen vor und möchte mit so wenigen Metern wie möglich schnellstens oben sein. Andi wählt die weitere und Route und nimmt den Zeitverlust in Kauf, hat es dafür etwas leichter. Schritt für Schritt geht es stetig nach oben. Schon nach 20 Minuten ist bei mir der Spaß völlig weg (wenn er denn jemals da gewesen sein sollte). Ich möchte nur noch oben ankommen. Kraxle die nächste Abkürzung nach oben. Bin jedes Mal völlig außer Atem, wenn ich wieder auf dem Wanderweg zurück bin. Obwohl ich wirklich langsam gehe, bin ich doch schneller als die meisten Anderen. Also weniger langsam.

Noch ein Schritt, noch ein Schritt, noch ein Schritt…so geht es beständig weiter. Ich muss mich zwingen, nicht andauernd auf die Uhr zu schauen. 3 Stunden sind 3 Stunden. Das dauert, Fred…

 

Als 45 Minuten vorüber sind, spüre ich meine Fersen. An beiden Füßen kündigen sich Blasen an. Top. Hätte ich doch die eine oder andere Abkürzung auslassen sollen…eingelaufen sind die Schuhe eigentlich.

 

Ich muss anhalten, und stelle entsetzt fest, dass ich weder meine Wandersocken anhabe (nur normale), noch Pflaster im Rucksack (das hat man nun von der ständigen Wechselei…). 5 Schläge auf den Hinterkopf, würde ich sagen ! Na gut, stopfe ich mir halt Taschentücher in die Schuhe…man weiß sich schließlich zu helfen.

 

Nach 10 Minuten geht es weiter, und wenn ich nach oben Blicke, sehe ich weiterhin nur den Weg, der sich den Berg nach oben zieht. Mittlerweile habe ich schon ein ganzes Stück an Höhe gewonnen, und die Aussicht auf den See und die umliegenden Bergen beginnt sich langsam zu entfalten. Wenigstens das ;-).

Bei meinem nächsten Blick auf die Uhr stelle ich fest, dass 90 Minuten vorüber sind. Oh Mann, das Gleiche nochmal – oder gar mehr ? Welcher Wahnsinnige ist auf diese blöde Idee gekommen… Ich biege um die nächste Kurze und sehe plötzlich entfernt Leute vor mir, die auf einem Hügel posieren. Kann es sein, dass dies bereits der angepeilte Aussichtspunkt ist ? Der Ort, von dem alle ein Foto haben wollen ?! Das sieht gar nicht mehr so weit aus…

 

Tatsächlich bin ich eine halbe Stunde später an dem Hügel angekommen. Und ja, es ist der Fotospot schlechthin, die Leute stehen dafür Schlange. Ich gehe in einem günstigen Moment nach vorne, 2 Leute noch, dann komme ich dran. Die beiden vor mir auf dem Hügel fragen mich, ob ich ein Foto von ihnen machen könnte. „Hey, ich kenn dich doch ! Wir haben uns doch im Oktober in Papamoa auf dem Campingplatz getroffen, oder nicht ?“ Tatsächlich, vor mir steht Aileen – was für ein Zufall !

 

Wir knipsen gegenseitig ein paar Fotos und bringen uns auf den neusten Stand. In 4 Monaten haben wir beide viel erlebt ;-). Dann zieht Aileen weiter, möchte noch auf den Gipfel und auf der anderen Seite wieder hinunter. Ich setze mich auf einen Stein, begutachte erst einmal meine neusten Errungenschaften und warte auf Andi, der 20 Minuten später auch eintrifft. Wir wissen nicht, warum, aber wir waren auch diesmal wieder deutlich schneller, als gedacht. Obwohl wir uns diesmal auf Erfahrungsberichte und nicht auf Schilder verlassen haben. Naja, sei’s drum…

Wir überlegen, ob wir auch zum Gipfel hinauf sollen, 30 weitere Minuten nach oben. Erstaunlicherweise kann ich mich mit dem Gedanken sogar anfreunden, schieße aber erst einmal eine Timelapse. Als ich danach zu Andi nach oben steigen möchte, stelle ich fest, dass bergauf keine gute Option für meine Füße ist. Ja, die neuen Errungenschaften lassen keine Gipfelbesteigung mehr zu, keinen Schritt weiter. Zum Glück ist bergab kein Problem und so bin ich eine Stunde später auch schon wieder unten.

 

Ohne Übertreibung kann ich sagen, dass die Wanderung auf den Roys Gipfel mein bisher anstrengendster Hike war. Der Muskelkater war nach einem Tag zwar verschwunden, aber bis zum heutigen Tage kann ich die Strapazen noch an meinen Füßen ablesen. Die Aussicht war grandios und die Anstrengungen wert, ganz ohne Frage. Aber ich könnte nicht sagen, ob ich das noch einmal auf mich nehmen würde ;-).

 

Wobei das „oben zelten“ ja noch offen wäre…ein ander Mal vielleicht, und ich bin mir sicher, dass ich dann auch Wandersocken anziehe und Pflaster einpacke ;-)

 

Noch ein paar Bilder gefällig ?

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Aileen (Mittwoch, 22 März 2017 05:44)

    Typisch für Neuseeland: zufällig Freunde am Berg treffen :D

  • #2

    Fred (Mittwoch, 22 März 2017 06:42)

    In der Tat :-). Ich hab sogar gehört, es soll Leute geben, die sich per Zufall auch ein drittes Mal treffen ;-). Was macht Indien?