Vergangenheit, Gegenwart

** Update : Unten sind nun ein paar Bilder zu sehen **

 

Die erste Station meiner Reise – USA - ist schon Geschichte, Tonga als 2. Destination ist die Gegenwart und Zukunft. Während ich diese Zeilen tippe, sitze ich vor meinem kleinen Häuschen, mit Blick auf goldenen Strand und das rauschende Meer. Würde ich meine Hand ausstrecken, könnte ich die Palme, die mir Schatten spendet, fast schon berühren. Der salzige Geschmack der Südsee liegt in der Luft, das türkis-blaue Farbenspiel ist genauso, wie man es von Bildern oder Reiseführern kennt.  

 

Doch bevor ich von meinen Ausflügen zu den großen Meeressäugern in der Südsee berichte, blicke ich zurück in die Vergangenheit.

 

Nachdem ich Moab hinter mir gelassen habe, führt mich meine Reiseplanung in den Capitol Reef National Park. Ein kleiner, oft links liegengelassener Park. Zu Unrecht, wie ich finde. Ich bekomme – wie die meisten – zwar nur einen kleinen Teil des Park zu Gesicht, aber das, was ich sehe, gefällt mir durchaus. Es gibt eine kostenpflichtige „Touristen-Route“ (für mich auf Grund des NP-Jahres-Pass umsonst – Danke Jonas !), die einen Einblick in die Umgebung gibt. Eine freundliche Rangerin gibt mir ein paar Tipps für eine Rundstrecke und 2 interessante Schotterstraßen, die auch ohne Allradantrieb gut befahrbar sind. Die Besonderheit : Man kann mit dem Auto durch den Canyon fahren. Das geht in den meisten anderen Parks (wenn überhaupt) nur zu Fuß, die Schlucht an dieser Stelle des Capitol Reef‘s ist aber (gerade so) breit genug, um ihn auf 4 Rädern zu betreten. Wir Touristen profitieren heute davon, dass vor 50 und mehr Jahren eine „fahrbare“ Verbindung nach Westen gesucht und gebaut wurde, teils auf abenteuerliche Weise. Einige Teile der Strecke sind sogar schon genutzt worden, als es noch gar keine Motoren gab.

 

Es ist beeindruckend, durch die steil aufragenden Felswände zu kutschieren. Mehrmals stoppe ich, um meinen Fotoapparat nicht einrosten zu lassen. Besonders viele Fotos schieße ich in einem ausgetrockneten Flussbett. Zurück im Motel stelle ich fest, dass ich nur einen der vorgeschlagenen Schotterwege auch tatsächlich befahren habe. Der 2. Abschnitt, den ich erkundet hatte, war der für die Allradbetriebenen. Was er nicht alles kann, mein Nissan…

 

Vom Bryce Canyon kann ich mir leider nur sehr kurz einen Einblick gönnen. Er liegt etwa auf halbem Weg zu meinem nächsten CP, und so komme ich voll in die „Rush-Hour“. Daher mache ich am Ende nur das, was Rentnerehepaare, die nicht mehr ganz so gut zu Fuß sind, auch machen würden : ich begnüge mich damit, die wichtigsten Punkte mit dem Auto anzufahren und ein paar Schnappschüsse für's Album zu sammeln. Haken dran.

 

Viel genauer lerne ich das ‚Valley of Fire‘ kennen. Für eine Nacht miete ich mir einen sandigen Platz, der von schönen Felsformationen eingerahmt ist. Bevor ich den State Park erreiche, widersetze ich mich einmal kurz dem Navi und fahre in die für mich richtige Richtung, und nicht „zurück“, wie mir die nette Frauenstimme empfiehlt. Zum Dank erwartet mich – nein, nicht das nächste Abenteuer – sondern der ‚Zion‘ Nationalpark, den ich eigentlich komplett auslassen wollte. Etwas länger, als ursprünglich gedacht, bin ich jetzt zwar schon unterwegs, aber bereits die Durchquerung des Parks mit dem Auto ist äußerst ansprechend und eine Wohltat für Auge und Gemüt. Ich bin froh, dass ich meiner Nase gefolgt bin, und frage mich, ob ich bei der Vorbereitung nicht doch einen Stopp hätte einplanen sollen.

 

Der Abend im Feuertal entschädigt mich – nach einer kurzen Wanderung durch die noch immer heiße Wüste bewundere ich die „Wave of Fire“, die etwas an die (für mich leider unzugängliche) „The Wave“ erinnert (unbedingt mal googeln, wer es nicht kennt). Zu Recht die Hauptattraktion des Parks, leider auch entsprechend besucht. Mit etwas Geschick und Ausdauer erhalte ich ein paar schöne Bilder, ganz ohne Menschen.

 

Zum Glück lässt später mit der Sonne auch der stürmische Wind nach. Ich rücke mein verzogenes Zelt wieder gerade, entferne die meisten der Steine von den Schnüren und kann auf meinem Gaskocher sogar etwas kochen.   

 

Ein paar Tage später durchquere ich auf dem Weg nach Mammoth Lake (kurz vor dem berühmten Yosemite National Park) das Death Valley, und wünsche mir den Wind zurück. Die Sonne brennt, wie erwartet. Insgesamt halte ich nur 2-3 Mal und genieße die Umgebung ansonsten vom Auto aus. Meinen Abstecher zu den wandernden Steinen (auch das sollte man mal googeln, höchst interessant !) storniere ich, den Umweg von 3 Stunden möchte ich nach mehr als 5 Stunden Fahrt dann doch nicht mehr in Angriff nehmen.

 

Im Wintersportort Mammoth Lake kommen meine Füße dann auch wieder etwas mehr zum Einsatz. Ich schaue mir ein paar sehr schöne Bergseen an, die ganze Gegend erinnert etwas an den Schwarzwald. Völlig fremd kommt mir dagegen der Mono Lake vor. Bizarre Skulpturen ragen aus dem Boden, einzigartig und schön. Diesen Ort hatte ich mir vorher rot angekreuzt, um ihn ausgiebig zu fotografieren. Leider tummeln sich zum Sonnenuntergang die Kameras und deren Besitzer wie die Bienen um den eigenen Stock. Auch 2 Ortsansässige sind etwas frustriert – so etwas hätten auch sie noch nie erlebt. Wir suchen nach einem freien Platz, und enden schließlich an einer Formation, die an ein Schiffswrack erinnert. Es bleibt bei diesem einen Motiv, und am Ende ist „ausgiebig“ dann „oft das gleiche“ und nicht „viele verschiedene Motive“, wie ursprünglich angedacht. Ich bin dennoch nicht unzufrieden, und spätestens, als der Vollmond in meinem Sucher auftaucht, denke ich mir, dass ich das bestmögliche aus der Situation gemacht habe.

 

Nicht ganz so schaurig, wie der Name vermuten lässt, geht es in der Geisterstadt Bodie zu. Zu Zeiten des kalifornischen Goldrausches eine boomende Stadt, die mit dem irgendwann komplett abgebauten Edelmetal aber seinen Glanz schnell auch wieder verlor. In den 30ern haben die letzten Bewohner alles stehen und liegen ge- und die Gebäude sich selbst über-lassen. In den 60ern kam man dann auf die Idee, die Stadt zu erhalten und für Touristen zugänglich zu machen. In einem Spaziergang durch den Dorfkern kann man unter anderem eine Kirche, eine Schule, einen Laden und diverse Wohnhäuser (inkl. Namen der ehem. Bewohner) bewundern. Faszinierend und bedrückend zu gleich, auf diese Weise einen Einblick in die Vergangenheit zu erhalten.  

 

Mein letzter großer Halt ist im Yosemite NP, einer der meistbesuchten Parks in den USA, mit wirklich atemberaubender Kulisse. Den Stau auf dem Hinweg habe ich schnell vergessen, als ich mich bei Dämmerung auf die Suche nach dem Mirror Lake mache. Wasser finde ich zwar keines – entweder gibt es gerade keins, oder ich war falsch – aber da ich selbst welches dabei habe und mich auch damit begnüge, die umliegenden, meist rundgeschliffenen, Gipfel zum bewundern, stört mich das nicht weiter.

 

Am nächsten Tag besuche ich sowohl die Bridalvail Falls, als auch die Vernal Falls. Zumindest von letzterem Wasserfall stürzt sich noch etwas Nasses in die Tiefe, der Bridalvail verfügt dagegen um diese Jahreszeit nur noch über ein Rinnsal, das kaum wahrzunehmen ist. 

 

Am Abend versuche ich an der Tunnel View, die beiden berühmten Gipfel „El Capitan“ und „Half Dome“ in Sonnenuntergangstimmung und später dann auch unter Sternenhimmel abzulichten. Ersteres gelingt ganz gut, Zweiteres ist mehr als schwierig, da sowohl um mich herum, als auch auf den Straßen um den Parkplatz, einfach zu viel los ist. Taschenlampen, Handys, Fernlicht, Blinker und Bremslichter machen saubere Bilder so gut wie unmöglich, weswegen ich nach 2 Stunden im Dunklen auch aufgebe.   

 

Sehr kurzfristig entscheide ich mich dafür, einen Abstecher nach San Francisco zu machen und nicht wie vorher angedacht, direkt auf dem Highway No. 1 gen Süden zu cruisen. Eine gute Entscheidung, denn so komme ich Dank Gretel, meiner ebenso netten wie großzügigen Gastgeberin, in den Genuss einer überragenden Aussicht auf SF und die Golden Gate Bridge (wenn der Nebel es denn zulässt), die besten Steaks seit ewigen Zeiten und noch so manch anderer Annehmlichkeit, die ich auf den Campingplätzen am Highway lange hätte suchen müssen (Korrektur : nicht vorgefunden hätte).

 

Für Sightseeing bleibt leider keine Zeit, Ausräumen, Packen und Sortieren ist angesagt. Ein langwieriger Prozess, der auch den zweimaligen Besuch von Baumärkten mit einschließt (Karton eins stellte sich als untauglich für die Reise nach NZ heraus). Den krönenden Abschluss bildet der Besuch bei der Post, die wir ungefähr 5 Min. vor Toreschluss erreichen. Während ich verzweifelt versuche, das Zollformular in überdurchschnittlicher Geschwindigkeit auszufüllen, wickelt Gretel mein Paket mit ca. 50 Meter Klebeband ein. Vom Karton ist am Ende nicht mehr viel zu sehen. Notwendig, denn das teure Klebeband wollte auf den Kartons dieser Welt einfach nicht so richtig haften bleiben. Blieb also nur noch die Komplettumwicklung ! Zum Glück sind die Postbeamten heute gut gelaunt, und setzen uns nicht pünktlich zum Dienstschluss vor die Türe. 15 Minuten und 212 Dollar später ist es geschafft – was für eine Erleichterung. Jetzt muss es nur noch ankommen…

 

Schließlich enden 4 Wochen „Road-Trip“ USA mit einer Fahrt von SF nach LA. Als ich den Flieger nach Auckland besteige, kann ich es irgendwie nicht glauben, dass mein Aufenthalt schon zu Ende ist.

 

So viel gesehen, so viel erlebt. So viel gefahren, so schnell vorbei. Ich möchte die Momente festhalten, doch die Nächsten sind schon da. Ja, auch ich habe nur 2 Hände.

 

Die Türen des Fliegers rasten ein. Ich schließe den Gurt und schüttle der Dame neben mir die Hand. Erfreut stelle ich fest, dass sie ebenfalls ins Königreich Tonga möchte.

 

Der Flieger hebt ab, und einen Augenblick später wird USA zur Vergangenheit und Tonga zur Gegenwart. Ich öffne die Hände und lasse los – bereit, Neues zu ergreifen.

 

 

[Bilder werden nach meiner Ankunft in NZ nachgereicht, schnelles Internet ist auf Tonga gerade Mangelware]

 

 

 

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0