Aufregung im Dunkeln, zum Zweiten...

Canyonlands NP und Arches NP liegen nur ein paar Kilometer auseinander. Trotzdem habe ich mich zu einem „Ortswechsel“ entschieden. Anstatt im Arches auf dem Campingplatz zu bleiben, quartiere ich mich für 2 Tage in Moab ein. Ich habe auf diesem einigermaßen luxuriösen Campingplatz einen „Deluxe-Platz“ vorgebucht, wie ich an der Rezeption erfahre. Platz für 2-3 Zelte, 2 Parkplätze und – ausschließlich deshalb hatte ich mich für diesen Platz entschieden – eine Art Pavillon, der den ganzen Tag Schatten spendet. Schatten, den habe ich echt nötig.

Ja, ich mag die Hitze, aber tagsüber ist es schon grenzwertig warm. Ich trinke freiwillig 3 Liter und mehr. Ebenfalls freiwillig lege ich mir einen Lippenstift zu. Nicht etwa einen farbigen, nein – einen dieser Pflegestifte, wie auch immer man sie genau nennen mag. Meine Lippen brennen, aber der Balsam hilft. Der Kauf war leider nicht im Budget einkalkuliert, aber dringend notwendig. Mist – die 2.95 $ werfen mich arg zurück !

 

Fast alle Aktivitäten werden in die Morgen- und Abendstunden verlegt. Und das zu Recht. Ab 18 h wird es langsam (und ich meine langsam) kühler, und ich mache mich auf in den Canyonlands NP, um den Sonnenuntergang zu fotografieren. An einem Aussichtspunkt blicke ich auf den Green River, einen Nebenfluss des Colorado Rivers, hinab. Auch der Grüne hat sich ganz schön in den Erdboden gegraben.

Ich sehe die Sonne hinter einem Hügel verschwinden, genieße den Augenblick. Meine Kamera klickt vor sich hin und fängt den schönen Moment hoffentlich ein. Sonst muss ich mir das am Ende gar noch merken ;-).

 

Kurz darauf überlege ich mir, ob ich zur Mesa Arch fahren soll – die Milchstraße kann ich dort zwar nicht ablichten, aber ein paar Sterne gibt es in einer Stunde trotzdem zu sehen. Der Weg hin und zurück ist recht kurz, das sollte diesmal also keine Schwierigkeiten geben. Schon sitze ich im Auto und nehme die kurvenreiche Fahrt in Angriff. Nach einer viertel Stunde kommen mir Zweifel, ob ich richtig bin – die Gegend kommt mir unbekannt vor (ich bin mir sicher, dass es das gibt !), und eigentlich müsste ich hier schon gewesen sein. Vermutlich bin ich falsch abgebogen. Halb so schlimm, den Teil des Parkes wollte ich sowieso noch erkunden. Als ich ein Schild zum „Whale Rock“ entdecke, ist mir klar : die Mesa Arch werde ich hier nicht antreffen. Wenn ich mich recht erinnere, endet die Straße in ein paar Hundert Metern, dort kann ich wenden und einen Blick auf meine Karte werfen.

 

An der Endstation angekommen, spricht mich an älterer Mann an. Er scheint Hilfe zu brauchen. Wie es aussieht, ist er mit einem Freund unterwegs – er kann ihn allerdings seit einer Stunde weder sehen noch hören. Es wird bereits dunkel und Ed bittet mich, nach einem Ranger zu suchen und Hilfe zu holen. Ich notiere mir Namen, Telefonnummern (hier draußen gibt es keinen Empfang…) und markiere den Ort, an dem Ed seinen Freund zu Letzt gesehen hat, auf meiner Karte. Meine größte Chance, um diese Zeit einen Ranger zu finden, scheint einer der Campingplätze zu sein. Wenn es mir recht ist, war da einer auf dem Weg zum Green River. Etwas Sorgen mache ich mir schon, von „zu langsam“ über „ein wenig verlaufen“ bis zu „verunfallt“ ist hier wohl alles möglich. Ed ist ebenso besorgt und ich mache mich schnellstens auf den Weg, nicht ohne ihn noch zu fragen, ob er mit Wasser und Essen versorgt ist. Er benötigt nichts.  

Nach 15 km (in die für mich falsche Richtung) finde ich den Campingplatz. Mittlerweile ist es dunkel geworden. Das erste Licht ist mir gerade recht, hier kann ich nach einem Ranger fragen.

 

Kaum bin ich ausgestiegen, fährt ein weiteres Auto vor – es stellt sich heraus, dass ich den Platz eines Rangers im Urlaub angesteuert habe. Puh, das ging leichter, als gedacht. Er notiert sich alles und will zur 30 km entfernten Station fahren, um Hilfe zu holen. Ob ich noch etwas tun kann, frage ich. Offensichtlich nicht, aber er speichert meine Daten und möchte mir Bescheid geben, wenn sich etwas ergibt. Das finde ich sehr nett.

 

Auf dem Heimweg bin ich froh, dass ich mich zur Mesa Arch „verfahren“ habe. Zum Fotografieren ist mir nicht mehr zu Mute, aber immerhin ist es mit gelungen, Hilfe zu holen. Wenn auch der Ausgang ungewiss ist.

 

Am nächsten Morgen nehme ich die Mesa Arch ein zweites Mal in Angriff. Diesmal erreiche ich das Ziel beim ersten Versuch. Für den Sonnenaufgang bin ich zu spät dran (das ultimative Bild erhält man nur ganz früh morgens, wenn man die ersten Strahlen des Tages durch den Bogen hindurch fotografieren kann), aber Fahrt und Wanderung eingerechnet hätte ich ca. halb 6 los gemusst – zu früh für heute. Ein schönes Bild erhalte ich trotzdem, ich erwische nach einer kurzen Wartezeit einen Moment, in dem außer mir niemand vor Ort ist. Dieser Moment hält ungefähr 1 Minute, dann strömen die nächsten Besucher ein. Eine zweite Chance erhalte ich an diesem Morgen nicht, nach einer halben Stunde gebe ich auf, da es eher mehr statt weniger Leute werden.

Am Parkplatz treffe ich eine Rangerin, ich frage sie, ob sie etwas über einen Vermissten Mann weiß. Da ihr kein Vorfall vom gestrigen Abend bekannt ist, gehe ich davon aus, dass die Sache ein gutes Ende genommen hat.

 

Erleichtert unternehme ich noch einen kurzen Spaziergang am "Whale Rock" - dann wird es mir zu warm.

 

Am Campingplatz erhalte ich dann Gewissheit. Ed beantwortet meine SMS, sein Freund ist 30 Minuten nach meinem Aufbruch wieder aufgetaucht. Ein Glück. Die Frage, ob er auf die Ranger gewartet hat, beantwortet er mir nicht – ich hoffe sehr, dass die Jungs nicht da rausgefahren sind, und völlig umsonst gesucht haben. Erfahren werde ich es wohl nie, denn die versprochene Email ist bis heute nicht eingetroffen.

 

Alles in Allem bin ich aber froh, dass Niemand zu Schaden kam, und auch die zweite „Aufregung im Dunkeln“ erneut glimpflich ausgegangen ist.

 

Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen : Fred, bleib erst mal zu Hause, wenn die Sonne untergeht...

 

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