Joshua Tree National Park

[Zu Beginn ein Hinweis : Falls der Artikel nach dem dritten Block endet, bitte am Ende eben dieses Blocks den gelben "Mehr lesen" Button auf der linken Seite drücken  - vorausgesetzt, man möchte auch noch weiterlesen ;-). Erst, wenn die Rede von meiner nächsten Station ist, ist das Ende auch tatsächlich da. Das Ganze ist etwas unauffällig in der Darstellung, aber leider so vorgegeben....]

 

Mein Weg führt mich gen Osten. Raus aus Los Angeles, weg vom Verkehr, weg vom Trubel. Endlich kann ich die 4-spurigen Autobahnen hinter mir lassen, die links wie rechts überholenden Pickups, die wie an der Perlenschnur aufgereihten Trucks.

 

Der erste große Moment der Freude, der Freiheit, überkommt mich, als ich das Gefühl habe, die Zivilisation nun hinter mir gelassen zu haben. Ich sehe Berge – und zwar unbebaut. Ich kann in die Weite schauen – und sehe nur Natur.

Dieser Moment setzt sich fest, und jetzt bin ich da, wo ich hin möchte. Die pure Wildnis ist es noch nicht, aber ich spüre, dass die Richtung stimmt. Welch tolles Gefühl, mein Herz hüpft ein kleines bisschen schneller.

 

Dass es sogar noch etwas schneller kann, zeigt es beim Eingangstor zum Joshua Tree National Park. Klar, Bilder von diesen seltsam anmutenden Bäumen habe ich schon gesehen. Aber jetzt, wo ich sie mit eigenen Augen sehen kann, ist es noch einmal etwas anders, kein Bild der Welt kann das ersetzen. Ich bin froh, dass ich mich nicht – wie befürchtet – zu sehr vorbereitet habe. Was ich sehe, ist trotz ausgiebiger Recherche doch neu für mich.

Anders.

Persönlich.

Ein Glück....

Viele Steine gibt es hier. Ganz kleine, aber auch große. Und einige außergewöhnliche Felsformationen. Grün ist es hier nicht, man merkt sofort, dass die Hitze nicht vielen Tieren und Pflanzen ein Leben ermöglicht. Und doch stehen Sie überall : die krummen Joshua Trees. Vielleicht erinnern Sie gelegentlich an Kakteen. Warum Sie meist brav in ein paar Meter Abstand voneinander wachsen, weiß ich nicht. Vermutlich brauchen Sie ihre Freiheit. Irgendwie sind sie mir sympathisch, und ich finde sie schön. Auch wenn Sie krumm sind, und es mir vorkommt, als ob keiner dem anderen gleicht.

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Meine Bleibe für die nächsten beiden Nächte ist karg. Ein paar Felsen, Sandboden, ein bisschen Gestrüpp und Steine. Kaum Schutz vor der sengenden Sonne, und das fühlt sich schon beim Aussteigen irgendwie falsch an. Abends könnte es Schatten geben, also stelle ich mein Zelt nah an einen großen Felsen.

 

Es ist an der Zeit, meine Einkäufe zu sortieren und das Auto einzurichten. Lebensmittel, Klamotten, Technik, Getränke, Küchenutensilien – alles bekommt seinen Platz, den ich mir hoffentlich auch merken kann.

 

Die Sonne geht langsam unter, und ich schaffe es gerade noch, ein Stückchen zu fahren und ein paar Meter zu laufen, um dann den Feuerball hinter den Bergen verschwinden zu sehen. 

Später fahre ich nicht mehr. Es genügt mir, in völliger Dunkelheit vor meinem Zelt zu sitzen und die Sterne zu beobachten. Wenn mich nicht alles täuscht, erkenne ich auch Mars und Saturn, ganz dicht beieinander. Dass ich nicht weiß, welcher Punkt welcher von beiden ist, stört mich nicht.

 

Die Milchstraße ist mit bloßem Auge zu erkennen, einfach traumhaft. Die Kamera sieht natürlich noch etwas mehr, zumindest dann, wenn der Anwender alles richtig macht. Was er nicht immer tut.

 

Nach 1-2 Stunden wage ich mich ein paar Meter vom Zelt weg. Ja, ich habe eine Taschenlampe dabei, es soll schließlich Schlangen und Skorpione geben, und ich möchte die Tierchen wenigstens sehen, bevor sie mich beißen oder stechen. Eine Begegnung bleibt aus, und dabei hätte ich es Ihnen heute doch so leicht gemacht : Meine Füße unter den nicht vorhandenen Socken und wenig schützenden Flipflops wären leichte Beute gewesen. Immerhin trage ich Jeans, ich bin doch nicht leichtsinnig. Nur zu anständig, um mitten in der Nacht nochmal das Auto zu öffnen, die dort verstauten Wanderschuhe auszugraben und mein rotes Gefährt anschließend mit einem lauten „Müüüp“ wieder zu verschließen. Wieso man diesen blöden Ton nicht abstellen kann, ist mir bis heute ein Rätsel.

 

Das Ergebnis meines nächtlichen Ausfluges : Ein paar Joshua Trees plus Milchstraße. Leider sind nicht nur die (zu) nahen Bäume, sondern auch die Sterne verschwommen, wie ich am andern Morgen feststelle. Eine Erklärung dafür habe ich erst einmal nicht, denn eigentlich stellt mein Objektiv ganz leicht auf „unendlich“ scharf. Muss ich mir wohl bei Tage noch einmal anschauen.

 

Müde falle ich ins Zelt (nicht über die Zeltschnur). Und dann bemerke ich, dass der Nationalpark doch noch ein paar Bewohner mehr hat. Aus der Ferne bellt und jault es. Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten, ganz aus der Nähe ertönt ein regelrechter Chor an Gejaule. Ein Weibchen ruft, Dutzende Männchen antworten. Wie nahe die Kojoten tatsächlich kommen, entdecke ich am nächsten Morgen. Rund um mein Zelt finde ich Spuren, und ich muss die Reste meines Müllbeutels auf dem ganzen Platz zusammensammeln. Essbares haben die Vierbeiner bei mir natürlich nicht gefunden, aber auch leere Wasserflaschen und ein paar Verpackungen scheinen interessant gewesen zu sein.

 

Den Sonnenaufgang schaue ich mir ein paar Hundert Meter vom Campingplatz entfernt an. Herrlich. Und warm. „Nur“ warm. Denn kurz darauf wird es fast schon wieder unerträglich heiß, und bevor die Hitze ihren Höhepunkt erreicht, beschließe ich, einen kurzen Trail zu laufen, um etwas tiefer in den Park einzutauchen. Trotz stetig ansteigender Temperaturen ein tolles Erlebnis.

 

Felsen und Bäume, wohin das Auge reicht. Gefallen habe ich daran schon länger gefunden, aber die Kombination hier ist etwas ganz besonderes. Meine Kamera erhält heute kein hitzefrei, zwischendurch allerdings ein paar kürzere Pausen, aber nur dann, wenn der Bediener einfach nur staunt - oder versucht, seinen Wasserhaushalt im Griff zu behalten.

 

Die größte Hitze nutze ich, um mich um mein Handy zu kümmern. Wie gewohnt funktionieren bei mir diese Dinge erst mit etwas Anlauf. Kein Wunder, wenn mir die Verkäufer nicht alles erzählen, und von dem, was ich erfahren habe, die Hälfte offensichtlich auch noch falsch war.

 

Die dritte Station bringt dann aber endlich Erfolg : ich bin Online ! Wenn auch nur außerhalb des Parks…

 

Den Abschluss bildet „Keys View“, von einem Hügel habe ich einen fantastischen Ausblick auf die Umgebung. Die Sonne grüßt mit den letzten Strahlen, verschwindet hinter den Bergen und lässt mich und viele andere Besucher staunend zurück. Nicht, ohne uns zum Schluss ein schönes Farbenspiel am Himmel zu präsentieren.  

 

Schon auf der Rückfahrt kann ich in der Ferne Gewitterwolken und unzählige Blitze erspähen. Die Gelegenheit nutze ich, um am Zeltplatz die Lichtspiele mit der Kamera einzufangen. Das Schauspiel geht über mehrere Stunden. Leider habe ich ein zu kurzes Objektiv auf der Kamera, und immer wieder fahren mir Autos vor und hinter die Linse. Trotzdem ein einzigartiges Erlebnis, das sich da am Nachthimmel abspielt.

 

In der Nacht höre ich wieder die Kojoten, diesmal sogar, wie sie jaulend um mein Zelt Rennen. Unheimlich. Natur pur.

 

Die „Kühle“ des Morgens nutze ich für eine 2. kleine Wanderung. Am Baker Dam begutachte ich die Versuche früher Siedler, Wasser für Ihre Viehherden anzustauen.

 

Unvorstellbar, dass Teile des Parks Mitte des letzten Jahrhunderts noch für Rinderzucht genutzt wurden. Irgendwann blieb das Wasser völlig aus, und Mensch und Vieh zog weiter.

 

Auch für mich wird es Zeit, das Zelt abzubrechen und eine neue Station aufzusuchen. Die Mojave-Wüste und die weltberühmte Route 66 führen mich in Richtung Grand Canyon.

 

Die Reise zum Joshua Tree National Park hat sich gelohnt. Obwohl es das erste Ziel auf einer langen Liste war, bin ich mir sicher, dass ich es am Ende meines US-Roadtrips zu den Highlights zählen werde. Das erste Gefühl der Freiheit, des „Draußen-Seins“ - das alleine schon wird mich lange begleiten. Die Bäume und Felsen haben ihr übriges hinzugetan.

 

Ja, Joshua Tree National Park, trotz der vielfach unwirtlichen Umgebung - für mich eine wahre Schönheit.

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Mom (Mittwoch, 31 August 2016 09:54)

    Danke dass ich ein Stūckchen Einblick haben darf in deine ūber wältigenden Erlebnisse..Berichte und Bilder bringen mich zum Staunen und und schenken mir einen Einblick in eine grandiose Schöpfung. Danke, mein Grosser!

  • #2

    Steph (Sonntag, 04 September 2016 09:07)

    Hey Fred, Wahnsinn..Joshua Tree - einer meiner Best Ever Plätze...damals , vor 10 Jahren neben Monument Valley einer der Punkte, die ich nicht verpassen wollte...und wenn ich deine Bilder sehe, kann ich wieder nur stauen und ungläubig den Kopf schütteln...Was du dir da an Können angeeignet hast und was für eine Blick du für die Schönheit hast!
    Hast Du viele der Pflanzen mit den weißen Blüten gesehen, das hatte mich damals unglaublich fasziniert, da diese fast überall waren und dass bei fast 40 Grad in der Wüste...So Long, Fred...

  • #3

    Fred (Sonntag, 04 September 2016 23:57)

    Joshua Tree ist einfach ein toller Ort, kann sehr gut nachvollziehen, warum es Dir damals dort so gut gefallen hat. Die weißen Blumen habe ich in der Tat ab und an gesehen und waren das eine oder andere Foto wert ;-).