Balance

Eine gewisse Ausgeglichenheit soll ja ganz gut sein im Leben. Deshalb dachten wir, es wäre vielleicht an der Zeit, auch unseren Urlaub etwas ins Gleichgewicht zu bringen.

 

Als erstes nahmen wir uns das Wetter vor. Müde von den vielen schönen Sonnentagen, dem blauem Himmel, dem ständigen Eincremen und dem Laufen in unbequemen Flip-Flops, zog es uns in die Schlechtwettergebiete, südwärts.

 

In der Curio-Bay wollten wir in die Natur, die Wildnis, ins Meer. Wir hatten genug von Handy, Laptop, Daily-Soaps im TV, ja, auch in dem Bereich sollten die Dinge sich die Waage halten.

 

Die Curio-Bay ist für seine Delfine bekannt, jeden Tag kommen morgens und abends ein paar meiner Lieblinge in die Bucht und vergnügen sich in den Wellen.

 

Obwohl die äußeren Bedingungen nicht gerade ideal waren (die Waage….) hüpften wir ins Meer und sahen kurze Zeit später auch schon die ersten Delfine vor uns auftauchen. Ich hatte die eigens besorgte Schnorchelausrüstung für 20 $ zwar schon zu 2/3 entsorgt – nachdem es mir den Schnorchel in der ersten kleinen Welle von der Brille riss, wurde dieser kurzerhand so weit wie möglich in den Ozean gepfeffert; die zu engen und unpraktischen Flossen wurden nach wenigen Sekunden am Strand deponiert – aber dennoch war es ein unglaubliches Erlebnis, mit den kleinen Delfinen (ich muss nochmal recherchieren, ob es nun Hector oder Dusky waren) im Meer „zu spielen“. Mit Steineklopfen, Singen unter Wasser oder „Totem-Mann“ macht man auf sich aufmerksam und es dauert in der Regel nicht lange, bis die neugierigen Tiere an einem vorbeischwimmen, -tauchen oder gar Kreise um den Badegast drehen. Besonders beeindruckend fand ich, die Delfine dabei zu beobachten, wie sie „wellenritten“…..in der Spitze der Welle ein paar Meter entfernt gestartet, tauchten sie nur etwas später mitten in der Welle knapp an uns vorbei. Herrlich J

 

Da ja nicht alles gut laufen kann (…), stellten wir fest, dass das Meer zu trübe und dunkel war, um mit Taucherbrille oder GoPro vernünftig unter Wasser sehen zu können. Naja….

 

Um uns auch Höhenmetertechnisch wieder „einzuleveln“, brachte uns unser lila-grüner Begleiter nach Queenstown, das umringt von Bergen ist. Wir buchten die Gondel und waren fasziniert von der atemberaubenden Aussicht auf Queenstown, Lake Wakatipu und die Remarkables (das gegenüberliegende Gebirge).

 

Nachdem wir die Tage zuvor sehr gesund gegessen hatten, war es an der Zeit, an die ausgewogene Ernährung zu denken. Sowohl mittags, als auch abends gab es den berühmten „Fergburger“ – die Leute stehen idR 15-30 min an, um eines dieser Prachtexemplare käuflich zu erwerben – und auch für uns hatte sich das Warten gelohnt, wirklich vorzüglich, der Burger.

 

Queenstown ist nebst den Superburgern vor allem für seine actiongeladenen Angebote für Touristen bekannt. Jetboot, Riverraften, Hanggliding, Bungy, Canyon-Swing und vieles andere mehr steht den Adrenalinsuchenden zur Auswahl.

 

Auch mir war das Camperleben zu ruhig geworden (…) und so entschloss ich mich am folgenden Tag kurzerhand dafür, am Vormittag ein bisschen zu Paragliden und am Nachmittag mit einem Mountainbike die Abfahrten rund um Queenstown zu erkunden (mit der Gondel hoch, mit dem Bike wieder runter). Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass ich am Abend zur Beruhigung erst mal noch meinen 3. Fergburger bestellen musste….

 

Ebenfalls nicht vergessen werden soll an dieser Stelle, dass wir uns auch kulturelles Programm gegönnt hatten, was bisher erheblich zu kurz kam. Am Abend, bei tollem Sonnenunergang lauschten wir einem Klavierspieler (ah, ich sollte mich mehr mit Musik beschäftigen, es war kein Klavier....aber ich kann auch nicht sagen, wie der Klimperkasten nun heisst....), der an der Promenade sitzend und auf den See - in den Sonnenuntergang - blickend, sein kleines Konzert zum Besten gab. Wunderbar !

 

Aber zurück zur Ausgeglichenheit.......Bäume und Wasser haben wir schon oft gesehen in NZL. Was fehlte, waren Bäume im Wasser. So lag der Gedanke nahe, am nächsten Tag einen kleinen Ausflug nach Glenorchy zu unternehmen, am anderen Ende des Lakes Wakatipu. Schon die Fahrt war spektakulär, was die Aussicht angeht. Der See wird von Bergen eingerahmt, einige mehr als 3000 m hoch und deshalb noch immer mit einem dünnen Kleid aus Schnee und Eis bedeckt. Aber wir waren ja nicht wegen der Berge gekommen, sondern um aus Bäumen und Wasser = Wasserbäume zu machen. Ich hoffe, ich kann anschließend ein paar Fotos dazu hochladen, denn wie sagt man so schön : Bilder sagen mehr als 1000 Worte….

 

Da wir schon eine Menge Bäume ohne Wasser und auch viel Wasser ohne Bäume gesehen hatte, wollten wir die Waage weiter ins Gleichgewicht bringen und ließen uns deshalb von unserem Mietauto nach Wanaka führen. Etwas abseits vom Hauptstrand steht dort ein schöner kleiner Baum im See, der einen Fotostop wert ist und uns ausgezeichnete Dienste erwies, um für weitere Balance zu sorgen.

 

Andi und ich diskutieren gelegentlich darüber, ob die Erde nun eine Platte oder eine Kugel ist. Für beide Versionen gibt es gute Argumente, und da uns beide plausibel erscheinen, entschlossen wir uns, nicht allzu lange an der Westcoast zu verweilen. Wir fürchteten, ein zu langer Aufenthalt an der Westküste könnte – im Falle, die Plattentheorie stimmt – zu einem Ungleichgewicht führen (ihr erinnert euch an die Burger ??) und Neuseeland schließlich zum Kippen bringen. Dafür wollten wir keinesfalls verantwortlich sein, machten deshalb nur einen kurzen Anstandsbesuch bei Franz Josef (dem Gletscher; wir hatten den Eindruck, schon viel Hitze abbekommen zu haben, die Abkühlung war also gesamthaft betrachtet notwendig) und fuhren geradewegs weiter nach Nelson, um uns in der nachgewiesenermaßen geographischen Mitte Neuseelands aufzuhalten.

 

Wir haben uns wirklich selten ausgeglichener gefühlt. Im Prinzip können wir aber nicht so richtig sagen, ob das nun an Nelson, unseren „Ausgleichsversuchen“ oder schlichtweg der Tatsache liegt, dass wir uns an einem wunderschönen Fleckchen Erde im Urlaub befinden.

 

Ausbalancierter – was den Ort angeht - kann ein Bericht kaum enden. Aber wir haben uns vorgenommen, für die nächste Zeit auf die Balance zu pfeifen. Wir sind schließlich ein bisschen verrückt und werden es riskieren, unseren Urlaub unausgeglichen fortzuführen ;-)

 

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