Stroh ?

Früher, als kleiner Junge, war ich oft bei meinem Großonkel im Stall. Nebst Hühnern und Kühen gab es da vor allem eins : Stroh. Berge von Stroh, so weit das Auge reicht.

 

Ungefähr so oder so ähnlich muss in meinem Dachstuhl aussehen, zumindest wenn man dem alten Spruch glauben darf, dass das Glück mit den Dummen ist. Ich muss sowas von strohdumm sein…..

 

Aber der Reihe nach. Nach unseren mehr oder weniger erfolgreichen Versuchen, den Eintrag in die Geschichtsbücher der Welt zu schaffen, machten wir uns auf die Reise zum Lake Tekapo. Einem tollen, vom Gletscherwasser und –geröll gefütterten, türkisblauen See in der Nähe des Mount Cooks. An guten, wolkenlosen Tagen kann man den „Mounti“ sogar in der Ferne zwinkern sehen.

 

Wir wurden mit Regentropfen empfangen (tatsächlich hat es uns auch mal erwischt.....), die ersten Fotos vom See waren eher feucht als fröhlich und als auch der anvisierte CP keinen Platz mehr hatte – auf Grund der Wetterlage wollten wir eine Hütte mieten – sank die Stimmung langsam. Ein Blick auf das Handy, um die Aussichten für die nächsten Tage abzufragen, verhieß ebenfalls nichts Gutes : 3 Tage Regen in der ganzen Region. Au weia…..

 

Da eine gute Idee aber selten weit entfernt ist, begaben wir uns ins Büro von „Alpine Safaris“, einem Anbieter für Alpenrundflüge, um auch eine lokale Vorhersage zu prüfen und vielleicht gar den Tipp für ein günstiges Motel zu bekommen. Die Schilder an der Türe gaben uns unmissverständlich zu verstehen, dass alle Flüge auf Grund des Regens abgesagt wurden. Für morgen soll es aber, laut der immer optimistischen Ticketverkäuferin, deutlich besser werden. Ok, nett – und eine Empfehlung für ein gutes Motel gab es obendrauf.

 

Unser Motel lag direkt am See, und auch der abendliche Besuch war interessant : eine neugierige Amsel gesellte sich zu uns auf die Terrasse und inspizierte später sogar unser Schlafzimmer. Frech, das Ding ;-).

 

Der Abend war wolkig und regnerisch – das Aufstehen um 3 h, um die Milchstrasse zu fotografieren, hätte ich mir sparen können – aber am Morgen hatte es merklich aufgeklart. So stiefelten wir wieder zu den Alpine Safaris, und was einst mit einer Anfrage zum Wetter begonnen hatte, endete nun in einem Alpenrundflug in einer kleinen Cessna. Per Heli hatten wir das beide schon erlebt, aber in einem Mini-Flugzeug war das neu. Und es war fantastisch – der Pilot war überaus nett, freundlich und kompetent (das ist wohl das Wichtigste), jeder Fluggast (wir waren zu 7.) hatte einen Fensterplatz und das Wetter war überragend. Ja, wir konnten ein paar Wolken am Himmel entdecken, klein und schneeweiß, der angekündigte Regen war aber beim besten Willen nicht zu entdecken. Yeah !

 

Wir genossen die umwerfende Aussicht, flogen über Seen, Gletscher und Berggipfel und umrundeten als Höhepunkt unseren Freund, Mt. Cook. Wir konnten es nicht fassen, vor allem, wenn man bedenkt, welche Vorhersage für das Wetter ursprünglich gemacht wurde.

Wer hätte das gedacht.

Und ja, wir hatten echt Glück.

 

Als wir an einem schönen, freien Campingplatz am Lake Pukaki dann unseren alten Bekannten aus den Wolken blinzeln sahen, stieg unsere Freunde noch ein paar Level höher. Wir fingen an, uns abzuklatschen, als Mounti seinen Hüllen völlig fallen ließ, und er in voller Pracht in den Himmel ragte. Viel besser geht es wirklich kaum. Spätestens zu diesem Zeitpunkt kam mir der Gedanke, dass ich doch einiges dümmer sein muss, als ich selbst für möglich gehalten hatte. Tja, obwohl das eigentlich kaum vorstellbar war, ging es die nächsten Tage noch besser….

 

Wir checkten am CP am Mount Cook ein, und schon bei der ersten Wanderung durch das Hooker Valley wurden meine vorherigen Besuche locker übertrumpft. Kaum eine Wolke zeigte sich um Mt. Cook und es war einfach wunderbar, am Gletschersee zu sitzen und den Berg zu bestaunen. Wir brauchten dazu nicht viel : etwas Proviant, unsere Kameras und jede Menge Sonnencreme.

Abgerundet wurde der Tag mit einem feinen Sonnenuntergang mit Blick auf unseren Kameraden, der sich nicht lumpen ließ und extra für uns sein rosa Nachthemd anzog. Prima :-)

 

Übertroffen wurde das Ganze nur noch vom nächsten Tag. Eine kurze Wanderung zum Keapoint, von wo aus wir stundenlang mit offenem Mund den komplett wolkenlosen Mt. Cook betrachteten. Nein, sowas hatten wir noch nie erlebt.

 

Unglaublich, und ein weiterer Beleg dafür, dass es unter meiner Schädeldecke genauso aussehen muss, wie damals im Stall von meinem Großonkel. Wenn es auch so gut duftet und vor allem solche Erlebnisse mit sich bringt, kann ich es verschmerzen….  

 

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